21.11.2005 | Checkpoint Charlie

In Kairo gäbe es auch abseits der Pyramiden noch viel zu sehen, doch Städte sind für uns nicht unbedingt der beste Platz - dennoch, ein kleiner Bummel durch die Souks ist drinnen. Ein Anruf bei Mr. Salah, dem Zuständingen für die Fähre von Ägypten nach Sudan, lässt uns dann noch leichter aufbrechen, denn in vier Tagen sollen wir in Aswan sein. Ob eine Fähre am Montag geht, kann er aber nicht versprechen, da ja erst letzte Woche eine gegangen sei.

Drei Routen führen in den Süden Ägyptens: eine am roten Meer, eine mehr oder weniger am Nil und eine durch die Wüste. Wir entscheiden uns für die Nil-Route, weil es die kürzeste ist, allerdings auch die unbehaglichste. Dadurch, dass Fundamentalisten hier ihre Hochburgen haben und auch immer wieder Anschläge auf touristische Einrichtungen verübt werden, wird diese Strecke stark bewacht und teilweise im bewaffneten Konvoi begleitet.

Zuerst geht es aber mal durch sicheres Gebiet in die Oase Faithum und dann zu einer eher skurrilen Attraktion inmitten der Wüste: dem höchsten Wasserfall Ägyptens mit sagenhaften drei Metern!

Eine neue Straße etwas abseits des Niltales bringt uns dann auch schnell nach Süden und um die größten Gefahrenstellen herum, allerdings gibt es auch auf gut 500 Kilometern keine Versorgungsstationen.

Somit sind wir sehr froh, als wir ins Niltal und somit auch wieder in ein Städtchen kommen und wir entschließen uns zu einem kurzen Einkaufsbummel.

Dass etwas Aufregung in diesen Ländern herrscht, wenn ein blauer VW-Bus mit drei Kindern stehen bleibt, sind wir ja bereits gewohnt, und auch, dass so mancher unser Tun mit Interesse verfolgt. Doch hier scheint es, dass mehr als die Hälfte dieser Stadt uns nicht nur beobachtet, sondern auch mit uns Schritt hält. Und mit jedem Meter, den wir gehen, gesellen sich mehr Leute dazu. Geschätzt ziehen wir sicher eine Traube von über 100 Leuten hinter uns her.

Das ist auch der hiesigen Polizei zuviel und wir werden in ein Polizeiauto gesteckt und in das Polizeihauptquartier gebracht. Zuerst zu unserem Schutz, dann zu einem kleinen - nennen wir es - Gespräch, in dem wir befragt werden, was wir hier eigentlich machen. Zu guter Letzt werden wir aus dem Ort eskortiert und dem nächsten Checkpoint übergeben. Das wiederholt sich einige Male, bis wir wieder „frei“ reisen können.

Nach Luxor ist das freie Reisen aber wieder Geschichte, denn an einem Checkpoint teilt man mir mit, dass wir auf den offiziellen Konvoi um 11 Uhr nach Aswan warten müssen.

Ich versuche dem diensthabenden Offizier zwar zu erklären, dass ich vorher noch zu einer Tankstelle muss, um die knapp 200 km zu schaffen, doch nein, ich habe auf den Konvoi zu warten.

Um 11.30 Uhr rauscht der Konvoi vorbei. Zu meiner Freude kann ich in der Konvoi-Staubwolke auch ein paar andere Overlandreisende entdecken. Je mehr Reisende, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass am Montag eine Fähre in den Sudan abfährt. Abgefahren ist aber auch nach 15 km gemeinsamer Reise der Konvoi ohne uns, denn ich musste zur Tankstelle.

Auf diese Weise habe ich aber auch meine Freiheit wieder und wir können ohne weitere Probleme gemütlich dem Nil entlang nach Aswan fahren, wo wir dann verspätet, aber doch, wieder auf die anderen Reisenden treffen.

Gemeinsam erledigen wir die Formalitäten für die Fähre, genießen eine Fahrt auf einer Feluke und jeder freut sich ein bisschen auf die Aussicht, nicht alleine die Wüste im Sudan durchqueren zu müssen. Ich ganz besonders, da wir die einzigen ohne Allrad sind.

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