21.11.2004 | Vorbereitung, die erste

Der Schnee lag schon auf den Straßen, ich lag unter dem Bus. Die letzten Vorbereitungen mussten abgeschlossen werden. Es war wieder an der Zeit, eine Reise stand bevor: nicht allzu weit weg, nicht allzu lange. In die Türkei sollte es gehen, vielleicht auch nach Syrien und Jordanien. Ein festes Abfahrtsdatum hatte ich mir nicht gesetzt. Wegfahren, wenn alles fertig ist, war die Devise. Doch dann erfuhr ich, dass das letzte Schiff von Italien in die Türkei am Samstag, den 21. November ablegte.

Die Zeit wurde knapp, sehr knapp, hatte ich doch den Reisepass an das syrische Konsulat geschickt und bis Donnerstag noch nichts zurückbekommen. Ein Anruf  bei der Botschaft brachte noch schlechtere Neuigkeiten: der Brief war nicht angekommen, weil zwei Tage lang syrische Feiertage waren und der Pass somit am Postamt lag, wo ihn natürlich kein Botschaftsbediensteter abholen wollte. Mein Freund Didi war meine letzte Rettung: er holte eine Bestätigung von der Botschaft, dass er den Pass abholen darf, holte den Pass vom Postamt, wo wiederum auf ihn eine Bestätigung per Fax von mir wartete, dass er den Pass abholen darf, brachte ihn zur Botschaft, holte ihn am nächsten Tag mit einer erneuten Bestätigung von mir wieder bei der Botschaft ab, sprintete zum Bahnhof und drückte dem nächst besten Fahrgast das Kuvert in die Hand.
Ich erwartete hoffnungsvoll am Bahnsteig in Salzburg den Mann mit dem schwarzen Rucksack und meinem Pass. Eine bessere Beschreibung als diese konnte mir Didi in der Eile nicht geben, ebenso wenig wie die Telefonnummer des unbekannten Boten.
Durch den ersten heftigen Schneefall in diesem Jahr hatten auch sämtliche Züge Verspätung und fuhren im Fünf-Minuten-Takt in den Bahnsteigen ein. Ich suchte mir den richtigen Bahnsteig und blickte alle aussteigenden Männer mit schwarzen Rucksäcken hoffnungsvoll an. Keine Reaktion. Dann lichtete sich das Menschengetümmel. Falscher Bahnsteig.
Nach fünfzehn Minuten sah ich einen suchenden Mann mit schwarzem Rucksack in der Schalterhalle, der mir wutentbrannt den Paß entgegenstreckte, da er seine Zugfahrt in Salzburg unterbrechen musste (an dieser Stelle: vielen Dank an den Herrn und natürlich auch an Didi)
Zwei Stunden später saß ich hinter dem Lenkrad meines VW-Busses, die Kinder schlafend auf der Rückbank, und fuhr nach Italien..

 

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